Ich bin hier als Gast in einer Expedition, einem in San Francisco ansässigen Abenteuer- und Urlaubsreisen -Unternehmen, das fast jedes Jahr ein Team zum Elefantenpolo schickt. Wir wohnen in einem Zeltlager im Königlichen Nationalpark Chitwan. Und nun, da ich mich endlich auf dem breiten Rücken des Elefanten befinde - bekleidet mit Tropenhelm, weißer Reithose und einem lila Polohemd mit dem aufgestickten Mannschaftsnamen " - bin ich selber Teil der Show. Die erste Trainingsstunde während dieser Urlaubsreise ist für morgen angesetzt.
Am Morgen starten wir zu unserem ersten Tag auf dem Spielfeld. Eine Stunde Fahrt im Landrover und im Boot, dann heißt es wieder: „Auf in den Sattel!" Sattel? Der entpuppt sich als ein kleines, holzumrahmtes Sackleinenkissen mit einer Füllung aus Gras. und Holzspänen. Eine Seilschlinge verläuft quer über den Schoß des Spielers, sie soll ihn in der Hitze des Gefechts vor einem Absturz bewahren. Zwei weitere Schlingen dienen als Steigbügel. Der Mahut sitzt vor dem Spieler und hat einen dicken, etwa 60 Zentimeter langen Stock in der Hand, mit dem er den Elefanten antreibt. Die Mahuts zwängen die bloßen Füße in die Kettenhalsbänder der Tiere. So können sie die Dickhäuter durch Druckgeben hinterm Ohr lenken.
Nach kurzer Einweisung in die Spielregeln - sie gleichen denen des herkömmlichen Polos, abgesehen davon, dass unseres nur zwei Zehn-Minuten-Chukker (Spielabschnitte) hat beginnt das Training. (Jetzt schon? Hilfe!) Das Spielfeld ist eine rund 150 mal 80 Meter große Grasfläche. Ich soll die Nummer 4 sein, der Tormann. Mit einem fast drei Meter langen Poloschläger in der Hand sitze ich auf meinem Elefanten vor zwei schwarzweiß gestreiften Torpfosten. Als die ersten Angreifer nahen, wird mir mulmig. Zwei riesige gegnerische Dickhäuter halten ohrenwedelnd auf mich zu. Die riesigen Füße stampfen einen Staubsturm aus dem Boden. Zwei Verteidiger versuchen sie abzudrängen. Vorsichtshalber schwinge ich schon einmal den Schläger. Mein Elefant weicht nicht von der Stelle. Es ist eigentlich nicht furchterregend, sondern wunderschön: Vier prachtvolle Elefanten in Bewegung, die Sonne hinter ihnen, Staubwolken, die sich in wirbelndes Gold verwandeln, dazu leuchtend grün das Gras des Spielfeldes, am Horizont eisig schimmernd der Himalaja und unter mir ein unruhig stampfender Koloß. Das sind eine Urlaubsreisen!
Jetzt haben mich die schwankenden Giganten in der Zange. Ich werde überschüttet mit Rufen, Grunzern und Flüchen, während die Spieler beider Mannschaften danach trachten, die tennisballgroße Kugel mit einem guten Schlag zu treffen. Den Poloball aus Weidenholz, der irgendwo da unten liegt, aus unserer Höhe zu treffen oder besser erst einmal zu finden ist viel schwieriger, als es aussieht. Das Ganze ist ein chaotisches Getümmel. Der Angriff verpufft, die Gegner erzielen kein Tor. Beifallsrufe für unsere Seite ertönen. Ich freue mich auf morgen. Am nächsten Nachmittag sind wir wieder auf dem Polofeld. Andere Mannschaften erscheinen - aus England, Indien, den USA. Am Spielfeldrand werden Zelte und große Sonnenschirme aufgebaut. Ein Kunterbunt von Spruchbändern und Namen entfaltet sich. Spieler, die sich von früheren Turnieren kennen, begrüßen einander. Es herrscht Feststimmung. Einige einheimische Musiker setzen sich auf die Erde und entlocken ihren Blas- und Saiteninstrumenten klagende Töne. Wir trainieren, indem wir das Spielfeld hinauf- und hinabreiten und immer wieder nach dem Ball schlagen. Dabei schaffe ich einmal mit nur sechs Schlägen ein Tor. "Gut, Herr", sagt mein Mahut erfreut.
Fortsetzung auf Urlaubsreisen1
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